Wer schweigt, stimmt zu!

Der Einsatz von Streumunition ist ein Bruch des Völkerrechts!

Beim Gipfel der 31 NATO-Mitgliedsländer in der litauischen Hauptstadt Vilnius kündigten die USA an, Streumunition an die Ukraine zu liefern. Diese Waffen, die vor dem Einschlag viele kleine Munitionsteile großflächig in die Umgebung schleudern, sind international ge­ächtet. Den entsprechenden völkerrechtlich verbindlichen Vertrag haben neben Deutsch­land mehr als 120 Staaten unterzeichnet.

Durch den Einsatz von Streumunition sterben besonders viele Zivilist*innen. Das findet sogar noch viele Jahre nach Kriegsende statt, weil ein Teil der Munition nicht gleich zündet und im Boden verbleibt. Die verheerenden Folgen des Einsatzes für die Zivilbevölkerung sind vielfach dokumentiert. So wurden allein in Laos nach Schätzungen des Internationa­len Roten Kreuzes 10.000 Menschen durch zurückgelassene US-Streumunition aus den 60er und 70er Jahren verletzt oder getötet. Nicht explodierte Sprengkörper aus Streumuni­tion, die die USA vor Jahrzehnten in Vietnam, Laos und Kambodscha und später im Irak­krieg eingesetzt haben, fordern jährlich Hunderte Todes- und Verstümmelungsopfer unter der Zivilbevölkerung der betroffenen Länder. US-Streumunition kam in den letzten 20 Jahren in vielen Ländern zum Einsatz, so im Irak, in Libyen und Afghanistan oder durch Saudi-Arabien im Jemen. Humanitäre Hilfsorganisationen rechnen mit bis zu weiteren 50 Jahren bis zur vollständigen Räumung dieser Munition.

Laut Menschenrechtsorganisationen sind Kinder häufig Opfer von Verletzungen durch Streumunition – denn die kleinen Bomben ähneln Spielzeug. Auch in Deutschland liegen Streumunitions-Blindgänger in einem gesicherten ehemaligen Truppenübungsgebiet in Brandenburg. Obwohl Streumunition international geächtet ist, dürfen deutsche Finanz­institute noch immer in diese heimtückischen Waffen investieren.

Zu den mehr als 120 Ländern, die Streumunition geächtet haben, gehört, wie erwähnt, auch Deutschland. Als völkerrechtlicher Vertrag verbietet das Übereinkommen über Streumunition (sog. „Oslo-Übereinkommen“) seit 2010 den Einsatz, die Entwicklung, die Herstellung, den Erwerb, die Lagerung, die Weitergabe und die Unterstützung beim Einsatz von Streumunition.

Die USA, Russland und die Ukraine haben den Vertrag nicht unterzeichnet und haben schon Streumunition eingesetzt. Nach Artikel 21 Absatz 2 des Oslo-Übereinkommens soll sich jeder Vertragsstaat nach besten Kräften bemühen, Staaten, die nicht Vertragsparteien des Übereinkommens sind, vom Einsatz von Streumunition abzubringen.

Dafür tragen wir eine besondere historische Verantwortung: In Konsequenz aus der Zerschlagung des deutschen Faschismus und als Ergebnis der systemübergreifenden Kooperation zur Beendigung des Eroberungs- und Vernichtungskriegs der deutschen Wehr­macht wurden nach 1945 internationale Übereinkommen getroffen, die die friedliche Kooperation zwischen den Völkern zum unbedingten Ziel erklärten. Diese Orientierung, gefasst in der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, fand auch Eingang in die deutsche Verfassung. Darin sind alle „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören“ als verfassungswidrig gekennzeichnet und die deutsche Bevölkerung wird in die Pflicht genommen, dem Frieden in der Welt zu dienen.

Haben unsere verantwortlichen Regierungsmitglieder Einspruch gegen den Einsatz von Streumunition im Ukraine-Krieg durch Russland und die Ukraine erhoben? Versucht die Bundesregierung, die USA von der Lieferung abzubringen? Antworten blieben die Regie­rungsvertreter*innen bei der Bundespressekonferenz am 10. Juli 2023 (ab 13:46) schuldig. Der Bundespräsident dagegen fordert öffentlich sogar Verständnis: „Deutschland dürfe in der gegenwärtigen Situation der USA nicht in den Arm fallen“ – ein klarer Verstoß gegen seine Aufgabe, die Einhaltung der von Deutschland unterzeichneten völkerrechtlichen Verträge durchzusetzen.

Während aus Spanien und Großbritannien Kritik kommt, versucht die Bundesregierung, die Lieferentscheidung der USA zu rechtfertigen. Diese Doppelmoral ist ein klarer Ver­stoß gegen das Oslo-Abkommen.

Wir fordern umgehend eine Stellungnahme der grünen Außenministerin sowie eine diplo­matische Initiative ihres Hauses gegenüber dem US-Außenministerium und der NATO! Und wir fordern, dass der von Deutschland unterzeichnete Vertrag auch von Deutschland eingehalten wird. Der Einsatz von Streumunition lässt sich nicht moralisch rechtfertigen, auch nicht mit russischen Kriegsverbrechen. Der Einsatz von Streumunition ist immer zu ächten, egal, wer sie aus welchen „moralischen“ Gründen meint, sie einsetzen zu müssen. Streumunition vertritt keine Werte. Streumunition tötet. Sie tötet über Jahrzehnte. Das Land, die Tiere, die Menschen. Einfach Alles.

Künftige und bisherige Waffenlieferungen müssen im Rahmen von Artikel 51 der UN-Char­ta daraufhin überprüft werden, ob damit Streumunition eingesetzt werden kann; dazu zählt die Lieferung von Abschussvorrichtungen oder Trägersystemen, wie Panzerhaubitzen. Ist dies der Fall, so sind derartige Einsätze bilateral mit der ukrainischen Regierung auszu­schließen.

Die Doppelmoral aller Erklärungen unserer führenden Politiker*innen – in Deutschland und in einigen der Nato-Staaten – zeigt sich darin, wie schnell wir von völkerrechtlich verbindli­chen Verträgen abrücken, wenn es auch nur den Hauch eines kleinen Vorteils gibt. Im Kampf gegen ein verbrecherisches autokratisches System scheint alles erlaubt zu sein, was gerade die westlichen „Musterdemokratien“ sonst anderen verbieten. Wie soll das auch nur einem Menschen im Ausland, in der Ukraine, in Brasilien, in Südafrika, in Russ­land, – und auch in Deutschland – glaubwürdig vermittelt werden?

Frieden ist die Grundlage jeder demokratischen und humanen Entwicklung; deshalb muss sich die Außenministerin fortan im Einklang mit der jüngsten Abschlusserklärung des EU-CELAC-Gipfels für einen sofortigen Waffenstillstand und internationale Friedensverhand­lungen unter der Führung der UN und seines Generalsekretärs António Guterres einset­zen!

Unabhängige Grüne Linke (UGL) & Grüne Alternative e.V.

www.gruene-linke.de                                                 www.gruenealternative.de

V.i.S.d.P.: Klemens Griesehop

Möchtest du diese Stellungnahme der Unabhängigen Grünen Linken und der Grünen Alternative e.V. unterzeichnen? Dann füll unser Formular aus.

Möchtest du darüber hinaus die Petition „Deutschland sagt NEIN zum Einsatz von Streumunition im Ukrainekrieg“ unterzeichnen? Dann geh gern zu change.org und setz dort deinen Namen unter die Petition.

Erstunterzeichner*innen:

    1. Albrecht, Rainer
    2. Appel, Roland
    3. Bayram, Canan
    4. Birkenstein, Gudrun
    5. Bisewski, Nadin
    6. Bleek, Christian
    7. Boertz, Anna K.
    8. Bott, Klemens
    9. Deutelmoser, Bettina
    10. Eisenbart, Bernadette
    11. Elkins, Tabitha
    12. Feckl, Maria
    13. Furtner-Loleit, Berti 
    14. Gaertner, Mike
    15. Grendus, Harald
    16. Grendus, Krystyna
    17. Griesehop, Klemens
    18. Herden, Andreas
    19. Hertel-Lenz, Ursula
    20. Hinderer, Erich
    21. Hofimeck, Monika
    22. Hühn, Ulrich
    23. Hüttenhofer, Mario
    24. Jüttner, Gerhard
    25. Kaiser, Gregor
    26. Koch, Karl-Wilhelm
    27. Kosche, Kristin
    28. Kosthorst, Michael
    29. Krings, Thomas
    30. Kunz, Benjamin
    31. Kunz, Dieter
    32. Lautner, Tim
    33. Leittretter, Siegfried
    34. Lissner, Simon
    35. Menningmann, Hans
    36. Mohr, Thomas
    37. Moritz, Bernd
    38. Müller, Johann
    39. Münk, Kurt
    40. Paust-Lassen, Pia
    41. Petrikat, Marco
    42. Pilgram, Martin
    43. Piro, Andrea
    44. Pordesch, Ellen
    45. Raasch, Gabriele
    46. Romanowski, Barbara
    47. Rommel, Marcus
    48. Roschlau, Ralf
    49. Sander, Ika
    50. Schiermeyer, Horst
    51. Schmidt, Hans
    52. Scholtes, Monika
    53. Schrader, Clara-Sophie
    54. Schulz, Horst
    55. Smolka, Sandra
    56. Sönnecken, Helle
    57. Sonntag, Andreas B.
    58. Stark, Christopher
    59. Wettach, Wolfgang
    60. Wilske, Detlef
    61. Winkelmann, Arne
    62. Wittmann, Margareta
    63. Wolfert, Nikolai

Weitere Unterzeichner*innen:

    1. Brenneis, Helga
    2. Schwöbel-Lehmann, Sabine
    3. Kittel, Beate
    4. Schieder, Angelica
    5. Raab, Josef
    6. Schwarz, Andrea
    7. Täubner-Benicke, Kerstin
    8. Lauterwald, Nicole
    9. Adldinger, Ulrike
    10. Peuser, Sophia Momo
    11. Heinrich, Antje
    12. Moser, Walther
    13. Müller, Eberhard
    14. Becker, Horst
    15. Grönniger, Hannes
    16. Fey, Max
    17. Viellvoye, Markus
    18. Henze, Ralf
    19. Pomaska, Sigrid
    20. Kohl, Hans
    21. Putzo-Kistner, Verena
    22. Schafiyha-Canisius, Liliane
    23. Heitz, Simone
    24. Kossegi, Stephen
    25. Fritzsche, Florian
    26. Jäger, Barbara
    27. Striebich, Matthias
    28. Poneleit, Barbara
    29. Lessing, Nils
    30. Harms, Carsten
    31. Tremel, Birgitta
    32. Kiemle, Anja
    33. Bauer, Manfred
    34. Maaß, Andreas
    35. Zwilling, Cornelia
    36. Steffens, Finn
    37. Hoffmeier, Michael
    38. Kaldewey, Jürgen
    39. Torle, Belinda
    40. Bieser, Gunther
    41. Rhiemeier, Jörg
    42. Ramelow, Cathrin
    43. Sandvoss, Susanna
    44. Kowalsky, Brigitte
    45. Schulz, Matthias
    46. Beier-Dudjahn, Matthias
    47. Katt, Annelie
    48. Witt, Horst-Dieter
    49. Altmann, Kalle
    50. Reichold, Sonja
    51. Weisbach, Benjamin
    52. Schoneberg, Corinna
    53. Teubert, Ulrich
    54. Scherer, Günther
    55. Wirth, Martin
    56. Zucco , Frédéric
    57. Schulte-Krauss, Andre
    58. Winkelman, Arne
    59. Winkelnkemper, Irmgard
    60. Overkamp, Stefan
    61. Jores, Heike
    62. Schwenger, Inge
    63. Hohmann, Felix
    64. Thies, Evelyn
    65. Kaiser, Reinhard
    66. Aigner, Ana
    67. Martin, Dorothea
    68. Dr. Schwing, Bettina
    69. Braun, Manuela
    70. Heinen-Anders, Michael
    71. Henneberger, Matthias
    72. Berendsohn, Jochen
    73. Ermann, Hanna
    74. Demirhan, Ali
    75. Klotz, Ulla
    76. Mayer, Heike
    77. Forstmaier, Gerald
    78. Wrobel, Evelin
    79. Welker, Winfried
    80. Kiel, Sina
    81. Zellmer, Jacob
    82. Rachle, Elmar
    83. Schwarzenböck, Monika
    84. Feß, Michaela
    85. Wrobel, Michael
    86. Schröpfer, Hartmut
    87. Rott, Michael
    88. Pothmann, Carsten
    89. Schwarzenböck, Josef
    90. Kossatz, Marcus
    91. Stöckmann, Lukas
    92. Klecker, Gottfried
    93. Gehrke, Bernd
    94. Mesnaric, Werner
    95. Schlegel, Kerstin
    96. Weimann, Klaus-Dieter
    97. Hanisch, Birgit
    98. Carstensen, Anja-Christina
    99. Rummel, Marianne
    100. Leutner, Franz
    101. Ackermann, Birgit
    102. Schönfelder, Gabriele
    103. Eberhardt-Rittmann, Kalliope
    104. Porath, Holger Otto
    105. Maier-Benn, Ingeborg
    106. Lechner, Helmuth
    107. Krenz, Michael
    108. Kallusek, Peter
    109. Masser, Christian
    110. Hof, Sabine
    111. Zey, Stefan
    112. Weiß, Dorothea
    113. Borowski, Werner
    114. Ziegler, Peter
    115. Frantz, Richard
    116. Joesel, Markus
    117. Nöllenburg, Heinz-Ludwig
    118. Böhm, Matthias
    119. Tietke, Monika
    120. Holste-Hagen, Sylvia
    121. Löhr, Marianne
    122. Thiergard, Uta
    123. Henze, Peter
    124. Pehle, Irmgard
    125. Parizsky, Barbara
    126. Dießelberg, Heinfried
    127. Sukkau, Vera Rebecca
    128. Hotopp, Andreas
    129. Groskurt, Ernst

 

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8 Kommentare

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    • Monika Schwarzenböck auf 7. August 2023 bei 15:39
    • Antworten

    Ich bin entsetzt, dass nun auch noch diese bösartige, menschenverachtende Munition gefordert wird. Bin froh, meiner Meinung hier Ausdruck verleihen zu können.

    • Wirth Martin auf 4. August 2023 bei 17:58
    • Antworten

    es ist unverzichtbar der gewaltspirale durch immer bösartigere Munition Grenzen zu setzen. deshalb unterschreibe ich.
    Martin Wirth

    • Dr. Helga Brenneis auf 30. Juli 2023 bei 14:30
    • Antworten

    Dr. Helga Brenneis

    Lieber Klemens, ich möchte unterschreiben., finde aber den entsprechenden Zugang nicht. Mich bitte als Unterzeichnerin aufnehmen.

    Danke und viele Grüße
    Helga

      • Brigitte auf 4. August 2023 bei 8:36
      • Antworten

      Ich habe unterzeichnet ,
      Sind nicht alle Unterzeichnerinnen zu sehen ?

      1. Es sind alle bündnisgrünen Unterzeichner*innen in der Liste zu sehen.

    • Berti Furtner-Loleit auf 30. Juli 2023 bei 6:32
    • Antworten

    Ich unterzeichne diese Forderung.

    • Sabine Schwöbel-Lehmann auf 30. Juli 2023 bei 4:11
    • Antworten

    Ich möchte gerne unterzeichnen.
    Sabine Schwöbel-Lehmann

    • Beate Kittel auf 29. Juli 2023 bei 23:27
    • Antworten

    Ich schließe mich der Petition gegen den Einsatz von Streumunition an.

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