Besinnungszeit … die Welt und wir

Wieder geht ein Jahr zu Ende und die Zeit sollte doch etwas zum Nachdenken, zum Reflektieren genutzt werden.

Die Welt ist nicht besser geworden, der Egoismus wächst und damit der Raubbau an Menschheit und Planeten. Viel Licht gab es leider nicht zu sehen, aber vielleicht in Deutschland mit den Protesten rund um den Hambacher Forst und der unerwartet großen Demo in Berlin gegen Rechtsextremismus und für Solidarität.
Das Kapital (Banken, Automobilindustrie) schreckt nicht mehr vor kriminellen Machenschaften zurück, um am Markt zu bestehen. Die Manager müssen die Anleger zufriedenstellen. Dazu reichen nicht mehr „normale“ Rekordgewinne, sondern es wird mehr erwartet, damit die Börsenkurse nicht sinken, der Wert eines Unternehmens muss steigen.

Gleichzeitig erwarten wir immer preiswertere Produkte. Eine Senkung der Produktionskosten bezahlt immer jemand. Die noch „harmloseste“ Variante ist mehr Leistung für den gleichen Lohn, bei der Burnouts immer mehr zur Regel werden (in allen Bereichen, selbst der Medizin und Pflege). An anderen Stellen wird zu immer niedrigeren Löhnen gearbeitet, bis hin zu Sklaverei in manchen Ländern wie in den Minen im Kongo für Handy- und E-Mobilität oder in Ghana auf den Kakauplantagen.

Die deutsche Waffenindustrie umgeht die so schon schwachen Exportverbote, indem sie im Ausland Fabriken aufgebaut hat, wie Rheinmetall in Südafrika und Italien.

Und alle üben Druck auf die deutsche Politik aus, weil es angeblich um Arbeitsplätze geht. Ein Scheinargument, es geht nur um die Gewinnmaximierung um jeden Preis. Es ist völlig egal, dass in Deutschland die Armut wächst, bald lebt jede/r zweiter Rentner*in unterhalb der Armutsgrenze, jedes dritte Kind wächst heute schon in Armut auf. Und das in einem der reichsten Länder der Welt! Ist das ok?

Die börsennotierten Unternehmen interessiert es nicht, was mit den Menschen (Humankapital) passiert, solange sie noch Absatzmärkte auf dem Globus findet, die Manager Millionengehälter einsacken. Armut, Klimawandel (Landverluste), Flucht und Spannungen/Kriege sind ihr egal.

Bayer hat das Produkt Glyphosat gekauft und selbst, wenn es in Europa verboten werden sollte, so gibt es immer noch riesige Märkte dafür. Schon seit Jahren wirbt die Agrarindustrie in Brasilien damit, dass sie den Welthunger stillen könne und es nicht sein könne, dass 2% der Bevölkerung (Indigene) 20% des Landes besitzen. Diese Indigenen leben nachhaltig, ohne ein Streben nach immer mehr Besitz wie wir, sie bewirtschaften eine Fläche ökologisch eine zeitlang und ziehen dann weiter, damit sich diese Fläche regenerieren kann. Nach ein paar Jahren kommen sie zurück und finden ihr Land gerodet und schwer bewacht vor. Bekommen sie irgendwann per Gericht ihr Land zurück, so ist es verseucht, ebenso das Grundwasser. Aber meist regelt die Agrarindustrie das Problem selbst, indem sie die indigenen Anführer ermorden lässt. Es gibt öffentlich kursierende Todeslisten.

Ab Januar wird Brasilien eine neue Regierung haben. Arbeitnehmer*innenrechte werden reduziert (bis hin zu keinen Urlaub, Reduzierung der Gehälter) aber auf der anderen Seite wurden Richtergehälter bereits jetzt enorm angehoben. Das Bildungssystem wird heruntergefahren, das Kulturministerium abgeschafft, da unnötig.

Und Amazonien wird zum Abholzen freigegeben, der Klimawandel sei eine Behauptung von radikalen Aktivist*innen. Der neue rechtsextreme Präsident Bolsonaro weiß, was Indigene wollen, nämlich leben wie die Weißen. Und in Reservaten würden sie ja wie im Zoo leben. Ins Kabinett hat er sich radikale Evangelikale geholt, hat Indigene bezahlt, die mit Kampagnen begonnen haben, dass die indigenen Völker moderner denken und Soja anbauen sollen. Umweltbehörde sowie Indigenenbehörde (FUNAI) werden mit den „richigen“ Leuten besetzt. Das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium wird von einer harten Befürworterin von Glyphosat geführt werden. Und schließlich soll jede*r eine Waffe tragen dürfen.
Es ist das Schlimmste zu befürchten (Morde, Genozide, Unruhen, Diktatur).

Vor wenigen Tagen traf ich diese Indigenen (auf den Fotos), die aus dem Nordosten Brasiliens (Bahia) flohen, weil sie dort von der Agrarindustrie bedroht werden. Sie haben nun ein Stück Land im Bundesstaat Rio de Janeiro, auf dem sie nichts roden, weil es zu klein ist, um darauf alle drei Jahre umherzuziehen. Sie versuchen sich mit Kunsthandwerk und nachhaltigem Tourismus über Wasser zu halten. Es sind extrem sympathische, freundliche, nicht abweisende Menschen, obwohl sie jeden Grund dazu hätten. Mit Aufklärung, auch an Schulen, versuchen sie ihre Lebensweise und Kultur zu erklären. Sie dürfen uns nicht egal sein, brauchen unsere Hilfe/Unterstützung!

Nationalismus/Rechtsextremismus sind die falschen Wege, sie beschleunigen die Zerstörung. Eine gute Animation über Grenzen, die ich mir jedes Jahr anschaue, könnt ihr euch hier anschauen:
https://www.dailymotion.com/video/x1ie859

Am Interessantesten sind die deutschen Grenzen, begonnen beim Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen. Es geht immer nur um Interessen einzelner, denn die Bevölkerung bleibt in der Regel am gleichen Ort. Und heute ist alles exzessiver. Trump ist zu einer Gefahr für den Weltfrieden geworden, die EU droht zu zerfallen und der Raubbau am Globus schreitet massiv voran. America first! Das Wort America kann beliebig ersetzt werden.

Wir alle müssen über den Tellerrand blicken, versuchen, das Ganze zu sehen, müssen reflektieren, was wir tun. Wir müssen unser System in Frage stellen, dessen Teil wir sind und das wir unbewusst auch mit unterstützen. Rennen wir nicht jeden Tag, nur um unsere Rechnungen zu bezahlen und Dinge zu erledigen? Die Indigenen kümmern sich um ihre Ernährung und ihre Hütte, am Nachmittag haben sie in der Regel Zeit für sich, ihre Familien, ihre Freunde. Welches Leben ist denn besser? Sie brauchen dringend unsere Unterstützung!

Übrigens, im Amazonas gibt es ein Volk (Kalapalo), das seit Jahrhunderten pazifistisch lebt und überlebt. Sie töten nicht einmal ein Tier (außer Fisch). Pazifismus funktioniert also! Wir sollten lernen.

Danke für´s Lesen und ich wünsche ein paar besinnliche Tage und einen guten Start im Neuen Jahr,
Ralf Henze

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