FUSIONSFORSCHUNG – BOMBE ODER REAKTOR?

Autorenpapier Karl-W. Koch

Vor wenigen Tagen wurde ein „sensationeller Fortschritt“ in der Forschung zur Kernfusion gefeiert. Die Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach daraufhin davon, dass schon in zehn Jahren das erste deutsche Fusionskraftwerk ans Netz gehen könnte.

Betrachtet man die Ergebnisse nüchtern und mit wissenschaftlichem Hintergrund zeigt sich die Absurdität dieser Prognose, immerhin von der zuständigen Ministerin in der Regierung:

  • Es wurde zwar mehr Energie erzeugt, als direkt eingespeist wurde, und das im Verhältnis gewonnener 3,15 MJ (Energieeinheit Mega-Joule) zu eingesetzten 2,05 MJ.
  • Um DIESE Situation aber überhaupt erst zu ermöglichen wurden zunächst insgesamt 322 MJ in das System gesteckt. Der Wirkungsgrad liegt also bei „sensationellen“ 0,98%, nicht gerade markttauglich.
  • Die Energieerzeugungsdauer lag bei Bruchteilen einer Sekunde
  • Einer der benötigten Stoffe – Tritium – kommt in der Natur praktisch nicht vor und muss aufwendig hergestellt werden.

Der wesentlichste Punkt ist aber, dass

  • an der staatlichen Forschungseinrichtung National Ignition Facility (NIF) am Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) das Atomwaffenarsenal der Vereinigten Staaten gewartet und u.a. Details der Zündung von Atombomben untersucht werden.

Hauptziel ist also sehr offenkundig die militärische Nutzung. Der Hinweis auf die angeblich mögliche „zivile“ Nutzung ist also reinstes Greenwashing. Die bisher einzige praktisch durchgeführte Fusion gelang in den bisher getesteten Wasserstoffbomben wie z.B. der 1961 gezündeten „Zarenbombe“ Russlands, 4000 x stärker als die Hiroshimabombe. Musste bisher eine Wasserstoffbombe aufwendig durch eine Atombombe gezündet werden und war die Steuerung der Explosionsgröße nicht handhabbar, könnte die neue Entwicklung HIER in der Tat einen gewaltigen Fortschritt bieten.

Die Europaabgeordnete MdEP Jutta Paulus (B90/Die Grünen) bringt es auf den Punkt: „Aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet ist das gelungene Experiment sicherlich positiv – es geht aber primär um militärische Forschung, nicht um Energienutzung.

Weitere Infos: 
https://www.ippnw.ch/2022/12/19/ein-meilenstein-ist-die-kernfusion-wirklich-ein-durchbruch-in-richtung-saubere-energie/

https://www.heise.de/tp/features/Rettet-uns-die-Kernfusion-aus-dem-Energiedilemma-7433969.html?seite=all

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://gruene-linke.de/2022/12/20/fusionsforschung-bombe-oder-reaktor/

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.