Russland-Boykott?

Doch nicht bei der „Heiligen Kuh ATOM“!

(Angeblich kein) Fracking Gas aus Russland, (ziemlich sicher aber) indischer Diesel aus russischem Erdöl, Saudisches Erdöl, das dort für den einheimischen Markt von billigem Russischen Erdöl ersetzt wird und jetzt wird belegt, dass die EU via Lingen (übrigens dem Standort den sowohl die NRW-Grünen wie die Bundesgrünen laut ihren Programm schließen wollten) eine russische Firma (TVEL) Uran-Brennelemente für osteuropäische AKW fertigen wird.

Gerade wurde seitens der EU ein neues, Sanktionspaket beschlossen: „Die Europäische Union setzt mit der Verabschiedung des mittlerweile zehnten Sanktionspakets ein weiteres Zeichen der Solidarität mit dem angegriffenen Land. Die Sanktionen gegen Russland werden erneut verschärft. Sie zielen darauf ab, Russland weiter finanziell und wirtschaftlich zu schwächen, um es in seinen militärischen und technologischen Möglichkeiten zur Fortführung des Angriffskriegs zu beschränken.“ U.a. gilt dabei: „Importverbote für Güter werden ausgeweitet, mit denen Russland erhebliche Einnahmen erzielt. Diese sind: Bitumen, Asphalt, Carbon und synthetisches Gummi.“ [Anm. des Verf.: Aber nicht für Atombrennstäbe und die Technik dafür.]

Die Bundesregierung unterstützt die EU Sanktionen gegen Russland vollumfänglich und setzt sich dafür ein, dass die EU-Mitgliedstaaten weiterhin gemeinsam und entschlossen auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die völkerrechtswidrigen Annexionen ukrainischer Regionen reagieren.

Aber trotz des Krieges Russlands gegen die Ukraine bleiben bis heute Sanktionen gegen die Atomkooperation der EU (und der USA) mit Russland aus.

umweltfairaendern.de schreibt dazu:

Am Standort der Uran-Brennelemente-Fabrik in Lingen mischt nun auch die russische Atommacht mit. Im Emsland sollen künftig Uran-Brennelemente für russische Atomreaktoren vor allem in Osteuropa hergestellt werden. Das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) bestätigte auf Anfrage: ‚Nach hiesigem Kenntnisstand haben die Framatome und die russische TVEL in Frankreich ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet.‘ Einen Antrag zur Erweiterung der nuklearen Produktpalette hatte die zu Framatome gehörende ‚Advanced Nuclear Fuels Lingen‘ (ANF Lingen) im letzten Jahr gestellt. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit ist im laufenden Atomrechtsverfahren nach Bescheid des niedersächsischen Umweltministeriums nicht vorgesehen.“

Hans-Josef Fell kommentiert dies:

Atomkraft in der EU finanziert russischen Krieg und atomare Aufrüstung
In der EU wird viel davon geredet, dass Russlands Kriegsfinanzierung beendet werden müsse. Gerade wurde ein neues Sanktionspaket erlassen. Doch die fundamentale Abhängigkeit der EU-Atomkraftwerke ist davon nicht betroffen. Alleine der französische Atomkonzern EDF hat im letzten Jahr mindestens 345 Millionen Euro an den russischen Atomkonzern Rosatom gezahlt und so den Krieg in der Ukraine und die Aufrüstung im russischen Atomwaffenarsenal erheblich mitfinanziert. Die Furcht vor einem russischen Atomschlag wird viel diskutiert, aber die russische Atomwaffenfinanzierung wird weiter aus der EU befördert.
Die Nuklear-Allianz der 11 EU-Staaten ist schlichtweg blind für alle diese gravierenden Probleme. Schon alleine aus Kostengründen, Abhängigkeit von Rosatom und künftig fehlendem Kühlwasser werden sie nicht erfolgreich sein können. Von anderen Problemen wie der Sicherheit und fehlender Atommüllentsorgung ganz zu schweigen
.“

Zur TVEL:

… arbeitet hauptsächlich in der Urananreicherung und der Produktion von Kernbrennstoff. Die Firma gehört zur Holdinggesellschaft Atomenergoprom (die wiederum Teil des Staats(!)-Unternehmen Rosatom ist. Rosatom hat übrigens auch die Aufsicht über die russischen Atomwaffen.).

Zum EU-Verhalten bzgl. Rosatom u.a.

… hat der deutsche MdEP Engin EROGLU, Fraktion Renew Europe, u.a. folgende Anfrage gestellt: „Gedenkt die Kommission, Sanktionen gegen Rosatom und seine Tochtergesellschaften anzuregen und die Projekte des Unternehmens einstellen zu lassen?“

Die Antwort des EU-Kommissions-Vizepräsidenten Borrell: „In Bezug auf die zivile Zusammenarbeit im Nuklearbereich sehen die genannten Rechtsakte die Möglichkeit vor, Ausnahmeregelungen zu gewähren, die den Verkauf, die Lieferung, die Verbringung oder die Ausfuhr bestimmter beschränkter Güter erlauben, die „für den Betrieb, die Instandhaltung, die Wiederaufbereitung von Brennelementen und die Sicherheit ziviler nuklearer Kapazitäten sowie für die zivile nukleare Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Forschung und Entwicklung, bestimmt sind“. Über Anträge auf solche Ausnahmen haben die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten zu entscheiden.“ Die Lieferungen AN Rosatom werden dagegen unter scharfe Sanktionen gestellt.

Klar ist somit:

Die Abhängigkeit von russischer Energie ist im Atomsektor ist dank 16 Jahren CDU/SPD/FDP-Regierung nochmals höher, höher als bei Gas. Ohne die Lieferungen aus Russland würde offenbar die Atomenergie in der EU. Irgendwelche Schritte in die dringend nötige Unabhängig sind nicht erkennbar. Allerdings sind bei der jetzigen Regierung keinerlei Gegenmaßnahmen erkennbar.

Fazit:

Nur so können die EU-Sanktionen Wirkung zeigen (Achtung: Sarkasmus!). Wir machen die Sanktionen überall dort, wo sie uns nicht wehtun, und da, wo es eng wird wie bei der ach so nachhaltigen Atomenergie (für die es immer noch kein Endlager gibt und die Zwischenlagergenehmigungen in 20 Jahren enden) wird halt nicht boykottiert. Putin Kriegskasse (345 Mio. €, s.o.) wird es freuen …

Hier der Link zur BI vor Ort: https://atomstadt-lingen.de/atomstadt-lingen/die-brennelementefabrik/

und von umweltFAIRaendern.dehttps://umweltfairaendern.de/2023/02/13/frankreich-kuendigt-ausbau-der-uran-brennstoff-erzeugung-auf-basis-teilweise-bundesdeutscher-zentrifugen-technik-der-urenco-an/

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://gruene-linke.de/2023/03/10/russland-boykott/

1 Kommentar

    • Winfried Bogerts auf 10. März 2023 bei 16:57
    • Antworten

    Was für ein Widersinn unterliegt doch der frz. und – in der Folge- auch der europäischen Atompolitik! Einerseits werden auf Teufel komm raus die jahrzehntealten maroden Meiler um weitere Jahrzehnte verlängert, obwohl sie die durch die Erderwärmung dahinsiechenden Flüsse weiter verdampfen, den Wassernotstand in F weiter eskalieren und dringend benötigte Gelder für die Erneuerbaren und die soziale Abfederung steigender Energiekosten blockieren. Andererseits wird um einer zweifelhaften militärischen Abschreckungsfähigkeit willen ausgerechnet mit dem diesbzgl. bedrohlichsten Feindstaat R eine abhängigmachende Zusammenarbeit bei der Gewinnung und Aufbereitung von Uran zu Brennelemmenten betrieben, die nicht nur dessen Kriegskassen füllt, sondern ihn zum Ausbau seiner F und Europa gegenüber vielfach überlegenen atomaren Angriffsfähigkeiten befähigt, die er jederzeit gegen uns lenken kann…

    Früher sagte man: Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.

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