Gibt es einen „Rassismus der Mitte“? – Der „Fall Sarrazin“ und die Folgen

Vortrag mit anschließender Diskussion

Referent: Richard Gebhardt, Politikwissenschaftler an der RWTH Aachen

Mittwoch, 27.10. 19:00

Grüner Treff
Paffrather Straße 84, Bergisch Gladbach

Heftig wird derzeit darüber debattiert, ob das neue Buch des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin rassistische und sozialdarwinistische Passagen enthält. Gestritten wird über die Grenzen der Meinungsfreiheit: Stephan Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland stellte das Ex-Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank in die Traditionslinie der NPD, der Zentralrat der Muslime nannte Sarrazin gar einen „Nazi in Nadelstreifen“. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Bundespräsident Christian Wulff schalteten sich in die Debatte ein. Doch offenkundig trifft das Buch einen Nerv der öffentlichen Meinung: Zahllose zustimmende Kommentare in den Internetforen und Leserbriefe zeigen, welch große Zustimmung Sarrazins Kritik an der deutschen
Integrationspolitik und „Multikulti“-Konzepten erhält.
Dieses prominente Beispiel wirft Fragen auf: Welche Aussagen sind als „rassistisch“ zu bewerten? Welche Verbreitung haben „ausländerfeindliche“ Positionen gerade in der sogenannten Mitte der Gesellschaft? Und gibt es tatsächlich politisch korrekte Denkverbote in Deutschland? Der Vortrag untersucht die politische Kultur in Deutschland und richtet seine Perspektive – gemäß den
Worten von Kurt Lenk – nach „rechts, wo die Mitte ist“.
Richard Gebhardt ist Politikwissenschaftler an der RWTH Aachen und freier Journalist. Zusammen mit Dominik Clemens hat er zuletzt den Sammelband „Volksgemeinschaft statt Kapitalismus. Zur sozialen Demagogie der Neonazis“ (Köln 2010) herausgegeben.

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