Impressionen zum Grünen Parteitag, Bonn: „Muss man Simon Lissner erschießen?“

19.11.2022, Gastbeitrag

Das hier von Detlef zum Winkel und  Henning Venske (aktuelle Tournee „Das war’s Das?) beschriebene Ereignis erlebte Simon Lissner während unseres GRÜNEN Parteitages zu Bonn, Oktober 2022.

Detlef zum Winkel dazu:
„Simon Lissner, Mitglied im hessischen Kreisverband Limburg-Weilburg, eine kleine Pause im Servicebereich der Halle. Als der Abgeordnete Anton Hofreiter, früherer Co-Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion und seit Ende 2021 Vorsitzender des parlamentarischen Europaausschusses, vorbeilief, machte Lissner spontan einen unbotmäßigen Spruch: “Moin Toni, was ist denn mit dir los? Ich dachte, du läufst hier im Tarnanzug auf.”

Lissner erinnert sich, eine gewisse Belustigung bei seinen Tischnachbarn erkannt zu haben, doch Hofreiter war um eine Antwort nicht verlegen: “Ich kann auch gleich mein Gewehr holen und dir die Birne wegschießen”. Die vorübergehende Heiterkeit im Servicebereich endete abrupt. Lissner ließ sich Zeit, um zu überlegen, ob er auf dieses Verhalten reagieren sollte oder ob es ohnehin sinnlos wäre. Dann entschied er, dass es sich nicht um eine Bagatelle handelte. Er schrieb Hofreiter an, forderte eine Stellungnahme von ihm und setzte den Bundesvorstand seiner Partei davon in Kenntnis. Als seine E-Mail unbeantwortet blieb, gab er sie einem Freundes- und Bekanntenkreis zur Kenntnis. (…)

Natürlich bezog sich das Wort “Tarnanzug” auf Hofreiters Outing als Panzerexperte und vehementer Befürworter deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine. Wie viele Mitglieder und Wähler*innen der Grünen war Lissner aus allen Wolken gefallen, als Hofreiter im April nach einem Besuch in Kiew gemeinsam mit der FDP-Politikerin Agnes Strack-Zimmermann und dem Sozialdemokraten Michael Roth eine Serie von Erklärungen abgab, wonach die Bundesrepublik sofort schwere Artillerie zu liefern habe, immer mehr, immer schwerer und immer schneller. Während Roth noch öffentlichkeitswirksam mit angeblichen Gewissensbissen rang, betätigten sich Strack-Zimmermann und Hofreiter als Vorreiter, die den Oppositionsführer im Bundestag, Friedrich Merz, blass aussehen ließen.“ (Der vollständige Artikel bei extradienst.net).

Demnach kann Lissner das Recht der Satire für sich in Anspruch nehmen. Er hat einen realen Sachverhalt zugespitzt, um ihn in Erinnerung zu rufen. Appelle an Empathie mit einem Scharfmacher sind in diesem Kontext fehl am Platz. Hofreiter hingegen darf behaupten, dem breiten Angebot des deutschen Humors – häufig aggressiv und manchmal eben auch exekutiv – ein grünes Exempel hinzugefügt zu haben.“

Und Henning Venske meint: 
“ Dieser Grünling denkt sich, oha, das ist doch mein Wehrkraftoptimierer, der Panzerexperte und Haubitzenliebhaber, (…). da kann man doch eigentlich einen Ghillie-Tarnanzug für Scharfschützen erwarten oder auch das Universal Camouflage Pattern. Aber nix da – der Hofreiter hat sich als durch und durch zivile Erscheinung verkleidet. Also sagt der Grünling freundlich: „Moin Toni, was ist denn mit dir los? Ich dachte, du läufst hier im Tarnanzug auf.“
Für einen schlecht gelaunten Militaristen ist eine solche Bemerkung Grund genug, das Standrecht anzuwenden: „Ich kann auch gleich mein Gewehr holen und dir die Birne wegschießen“, bellte Kommandant Hofreiter, woraufhin die Umstehenden erblassten oder in Deckung gingen.
Ich denke, um Verständnis für die Gewaltphantasie dieses grünen Spitzenpolitikers aufzubringen, muss man sich seine Initialen betrachten.“ (Henning Venske (Kaberettist, München).

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17 Kommentare

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    • Cornelia Esslinger auf 21. November 2022 bei 23:53
    • Antworten

    Also juristisch könnte man Tonis Aussage als Morddrohung einordnen und das ist strafbar. Wir haben uns aber scheint’s an den Hate Speech im Internet so sehr gewöhnt, dass ich mich frage, warum da noch Bestrebungen sind, diesen zu unterbinden. Oder umgekehrt gefragt, wollen die Grünen diesen grausigen Jargon salonfähig machen oder wollen sie gar als Sympathisanten der Hater Szene wahrgenommen werden?
    Bevor dieser Eindruck beim Wähler entsteht, sollte man diese Affäre möglichst schnell aus der Welt schaffen. Das geht nicht per Verniedlichung von Tonis Ausrutscher, oder in dem man Simon Lissner zum Buhmann macht, sondern fordert die Entschuldigung des Toni ein, um Schaden von der Partei abzuwenden.
    Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber sollte das alles publik werden, müssen die Grünen womöglich Toni ein Parteiausschlussverfahren anhängen, um sich deutlich gegen die unerträglichen verbalen Auswüchse in den sozialen Netzwerken abzugrenzen.

    • Klotzek Ullrich auf 21. November 2022 bei 13:47
    • Antworten

    Kurz und knapp, so denken und handeln Militaristen.

    • Michael Merkel auf 20. November 2022 bei 11:43
    • Antworten

    Ein Schreibfehler am Handy, wie übrigens auch beim „Tegeler Weg“ ! Ds ist natürlich ein No Go.
    Ich bin beeindruckt von der Schärfe der Analyse und werde daraufhin mit meinen 70 Jahren doch keine Parteikarriere beginnen.

    • Detlef zum Winkel auf 19. November 2022 bei 22:32
    • Antworten

    Echt jetzt, Michael Merkel. Das nach langem Streckbetrieb stillgelegte AKW von Schleswig-Holstein (es hätte aus fachlicher Sicht schon viel früher abgeschaltet werden müssen) ist in Brokdorf lokalisiert. Folglich heißt es auch „Brokdorfer Zaun“. Sie können das wieder für Mimimi halten, aber – sorry – wer von „Brockdorf“ spricht, outet sich natürlich als unbedarfter Anfänger. Also nochmal: es heißt „Kein AKW in Brokdorf und auch nicht anderswo“.
    Aber blamieren Sie sich ruhig weiter. Das qualifiziert Sie für höchste Parteiämter.

    • Cornelia Esslinger auf 19. November 2022 bei 16:51
    • Antworten

    Da gibt es nichts zu deuteln.

    “Ich kann auch gleich mein Gewehr holen und dir die Birne wegschießen”

    ist in der Wortwahl eindeutig omniaggressiv und daher bedrohlich. Für diesen Unflat hat sich Toni zu entschuldigen. Er repräsentiert schließlich auch die Grünen.

    • Michael Merkel auf 19. November 2022 bei 16:06
    • Antworten

    Oje, jetzt auch noch alternative Fakten!
    Oder Gedächtnisschwund?

    1. Was du am Zaun geredet hast weiß ich nicht. Mein Stil und der von SL soweit mir bekannt, ist es nicht, andere Menschen mit „Schweinen (z.B. „Bullenschweinen“), also etwa Tieren und dergleichen zu vergleichen. Nie gewesen – Punkt. Also. Solche Spekulationen verbitte ich mir.

    • Michael Merkel auf 19. November 2022 bei 15:41
    • Antworten

    Junge, Dich hätte ich gerne mal am „Tegeler We“g, beim Frankfurter Häuserkampf, am“Tag der Streitkräfte“ oder am Brockdorfer Zaun mit politisch korrekter Sprache erlebt.

    1. Hätte Hätte Fahrradkette. Viel Spaß beim Suchen. Die Sprache war da stets korrekt. Bis auf „Tegler Weg“ überall dabei gewesen.

    • Michael Merkel auf 19. November 2022 bei 14:37
    • Antworten

    Dieses Mimimi ist mir bei meinen Realos genauso zuwider, wie bei Euch Linken.
    Auseinandersetzungen gern hart in der Sache und dann werden sie auch mal hart im Ton,.
    Aber doch nicht so ein peinliches Gezänk weil man das Echo nicht vertragen kann.

    1. Verhalte dich doch einfach mal zur Sache. Da wird gegenüber einem, der in (Achtung, militärische Floskel) vorderster Front pro Aufrüstung, kriegerischer „Problemlösung“ und so weiter, von einem einfachen Mitglied der eigenen Partei, ein, von mir aus, auch schlechter Scherz gemacht, aber immerhin als solcher Erkennbar. Man muss das vor dem Hintergrund sehen, dass nun wirklich niemand auf diesem Parteitag etwas dabei fand, dass die Kollegen von Bundeswehr GRÜN, dort hinter ihrem Stand in Uniform standen. Inhaltlich übertrifft er so manchen dieser Kollegen hinsichtlich militaristischer Forderungen.

      Daraufhin fällt ihm nichts besser ein, als mit Erschießung des Mitglieds zu drohen. Andernorts werden solche Drohungen sehr ernst genommen. Ich kenne Jugendliche die wegen vergleichbarer „Scherze“ im öffentlichen Raum in der Psychiatrie gelandet sind.

      Nur für diesen GRÜNEN Politiker soll nicht gelten, solcherart „Scherze“ ernst zu nehmen?

      Weshalb also, fühlt sich Toni derart provoziert, eine solche Drohung auszusprechen? Immerhin hätte er das mit einem Deeskalierenden Nachsatz aus der Welt schaffen können. Das wäre auch später noch möglich gewesen. „Sorry, ich habe dummes Zeug erzählt, lass uns das vergessen“ denke ich, hätte völlig ausgereicht.

    • Michael Merkel auf 19. November 2022 bei 13:38
    • Antworten

    Mit echte Antipathie für alle Beteiligten, gerade auch Toni:
    Simon macht einen dösigen Spruch, Toni setzt einen drauf.
    Simon macht eine Staatsaffäre daraus, dass Toni ihm im angesprochenen Stil verschärft Widerworte gibt und Henning regt sich auf, weil Toni nicht christoph, sich selbstverleugnend, in Sack und Asche geht, anstatt Widerworte zu geben.
    Echt Ihr habt einen Schuss!
    Michael Merkel!

    1. Worin siehst du die Staatsaffäre? Darin, dass ein Regierungsmitglied und ausgerechnet unserer GRÜNEN, sein Mundwerk nicht im Griff hat? Da würde ich dir dann zustimmen. Angesichts einer um sich greifenden „Tonlage“ in dieser Gesellschaft ist das keine Petitesse. Oder dürfen das nur „die anderen nicht“?

      1. Das mit dem Regierungsmitglied stimmt m.E. nicht. Er ist MdB.

        1. Er ist Vorsitzender des Bundestagsausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union.

    • Burkhard Rexin auf 19. November 2022 bei 10:39
    • Antworten

    Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Dieser Artikel hilft mir nicht wirklich weiter bei dm Projekt, die Welt zu retten. Bitte löschen! (Mal sehen, ob ich jetzt damit zum Ziel in Attacken werde oder wir uns alle wieder um das Ziel kümmern …)

    1. Toni hilft dir dabei aber auch nicht ;-).

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