Mit dem Krieg in der Ukraine wächst die Gefahr einer nuklearen Eskalation: Aus Sicht der Gesellschaft für Informatik muss die Bundesregierung jedem Risiko einer nuklearen Eskalation entgegenwirken. Eine Gelegenheit bietet die Staatenkonferenz zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag vom 21. bis 23. Juni in Wien, bei der Deutschland als Beobachter dabei ist.
Bonn/Berlin, 14. Juni 2022 – In einem offenen Brief an die Bundesregierung geben führende Mitglieder der Gesellschaft für Informatik (GI) Empfehlungen zum Umgang mit Atomkriegsrisiken ab. Im Fokus stehen dabei vor allem Fehler in Frühwarnsystemen für nukleare Bedrohungen, die dafür entwickelt wurden, Angriffe mit Atomwaffen so früh zu erkennen, dass ein atomarer Gegenschlag ausgelöst werden kann („Launch on Warning“). In diesen Systemen kann es zu Fehlalarmen kommen: So wird eine nukleare Bedrohung gemeldet, obwohl kein Angriff vorliegt. Im Kontext des Krieges in der Ukraine kann ein solcher Fehlalarm zur Eskalation führen.
In dem offenen Brief heißt es: „Die aktuelle Lage führt zu einer erhöhten Gefahrensituation. Auch wenn grundsätzlich eine große Hemmschwelle für den Einsatz von Atomwaffen besteht, könnte Russland ihren Einsatz in Erwägung ziehen, etwa wenn der russische Präsident die Existenz seines Landes bedroht sieht oder die Nato aus russischer Sicht zu sehr in den Krieg eingreift. Wenn mehrere solcher Kriterien jeweils zu einem gewissen Grad gleichzeitig zutreffen und womöglich zusätzlich ein Fehlalarm in einem Frühwarnsystem auftritt, kann dies Anlass für ein ‚Launch on Warning‘ sein.“
Der Brief wird von Christine Regitz, Präsidentin der GI, Prof. Dr. Hannes Federrath, Past President der GI, Prof. Dr. Karl Hans Blaesius, Hochschullehrer an der Hochschule Trier und Mit-Initiator der Initiative „Atomkrieg aus Versehen“ sowie Prof. Dr. Jörg Siekmann, Gründer des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) getragen – und empfiehlt, jede Möglichkeit zur Deeskalation zu nutzen.
Eine solche Chance bietet die erste Staatenkonferenz zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag, die vom 21. bis 23. Juni in Wien stattfindet und an der auch deutsche Bundestagsabgeordnete sowie Regierungsvertreter*innen zumindest mit Beobachterstatus teilnehmen werden. Aus Sicht der GI müssen die Teilnehmenden unbedingt das Risiko von fehlerhaften Alarmmeldungen in Frühwarnsystemen berücksichtigen.
Der offene Brief „Fehler in Frühwarnsystemen können zu Atomkrieg aus Versehen führen“ kann hier eingesehen werden.
Über die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist die größte Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der Informatiker*innen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik und setzt sich für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung ein. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de.
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