„Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“ Dies schrieb Esther Bejarano in einem offenen Brief „an die Regierenden und alle Menschen, die aus der Geschichte lernen wollen“.
Esther Bejarano überlebte als Mitglied des „Mädchenorchesters“ das Vernichtungslager Auschwitz. Sie war Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Als sie im Juli 2021 starb, wurde ihr Aufruf, der als Petition der VVN-BdA von 175.000 Menschen unterzeichnet wurde, zum Vermächtnis.
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und zuletzt das Bundesland Hamburg haben den 8. Mai bereits zu einem offiziellen Gedenktag erklärt. Darüber hinaus gibt es Forderungen, etwa vom DGB oder dem Auschwitz-Komitee, das Datum zu einem bundesweiten Feiertag zu machen.
Auch die Hamburger Grünen sowie die Grünen NRW und die Grüne Jugend Schleswig Holstein fordern: Über die Gedenktage hinaus muss der 8. Mai bundesweit ein gesetzlicher Feiertag werden. Die verschiedenen Initiativen werden von Umfragen bestätigt, wonach eine Mehrheit in Deutschland diese Forderung teilt.
Aktive der UGL setzen sich für die Verwirklichung der Schlussfolgerung von 1945 – „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ – ein
In Hamburg waren wir an der Organisation einer ganztägigen Festkundgebung zum Tag der Befreiung auf dem zentralen Jungfernstieg beteiligt. Teil des Bühnenprogramms mit zahlreichen internationalen Beiträgen waren eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen und von Linkspartei und Gewerkschaft sowie die Würdigung von Überlebenden der Blockade von Leningrad durch die deutsche Wehrmacht. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen diskutierten an Info-Tischen gleichzeitig mit Interessierten über die Akteur:innen und Quellen der Befreiung. Im Hamburger Ratschlag für den 8. Mai als Feiertag, der die Kundgebung ausrichtete, ist die Verwirklichung der Konsequenzen der Befreiung – die Gründung der Vereinten Nationen, die Verabschiedung der Menschenrechtserklärung und des Grundgesetzes – eng verbunden mit der Gestaltung einer Zukunft in Frieden, internationaler Solidarität, sozialer Gleichheit und demokratischer und kultureller Entfaltung.
Bündnisse gegen Rechts!
In Heidelberg konnte am Jahrestag der Befreiung das Gedenken an die Heidelberger Zwangsarbeiter wiederbelebt werden. Die Initiative geht zurück auf den Heidelberger Friedbert Boxberger, dem aufgefallen war, dass beim Mahnmal auf dem Gelände der ehemaligen Fuchs Waggonfabrik immer frische Blumen liegen. Hier waren im Zweiten Weltkrieg fünf junge sowjetische Zwangsarbeiter aus Russland und der Ukraine hingerichtet worden. Das Mahnmal gibt den tausenden Zwangsarbeitern, die unter dem Naziregime nach Heidelberg verschleppt wurden und hier unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten, ein Gesicht. Beim von ihm gegründeten Stammtisch der DKP Heidelberg regte Boxberger an, einen Kranz für das gemeinsame Gedenken niederzulegen. Als Bekenntnis für den 8. Mai als Tag der Befreiung und auch um denen, die dort regelmäßig Blumen ablegen, zu zeigen, dass sie nicht allein sind.
Weitere Friedensfreunde aus Heidelberg und Umgebung erfuhren von der Aktion und schlossen sich an, darunter der Künstler, der das Mahnmal geschaffen hatte und auch ein Mitglied der UGL. Die VVN-BdA beteiligte sich mit einem eigenen Kranz.
Hamburg und Heidelberg gehören zu den vielen Beispielen dafür, wie echte Bündnispolitik gesellschaftlich gegen Rechts wirken kann. Auch der Faschismus wurde nur durch die Vielzahl engagierter Künstler, Gewerkschafter:innen, Intellektueller, Fluchthelfer:innen, Saboteur:innen, Deserteur:innen, Partisan:innen und die systemübergreifende Allianz der Anti-Hitler-Koalition überwunden. Fast 80 Jahre später ist es Zeit, dem 8. Mai einen würdigen Platz in der Gedenkkultur zu bereiten.
Damit alle sich daran beteiligen können fordern wir: Der 8. Mai muss zum bundesweiten Feiertag werden!